Normative Lage

In der österreichischen Norm ÖNorm B8110-6[1] wird der Wärmeverlust über erdbodenberührte Bauteile im Zuge einer vereinfachten Berechnung über Temperaturkorrekturfaktoren - sog. "f-Werte" - zu erfassen getrachtet. Die dort aufscheinenden, genormten f-Werte schwanken je nach Lage des bodenberührten Bauteils zwischen 0,5 und 0,8. Für die Passivhausplanung wird empfohlen, die f-Werte auf 1,0 zu setzen und somit die bodenberührten Bauteile wie luftberührte Bauteile in die Rechnung eingehen zu lassen.

Zum einen hängen die Wärmeverluste über das Erdreich stark von der Geometrie des erdbodenberührten Teils der Gebäudehülle ab. Dieser Einfluss kann über die Setzung der f-Werte nur sehr grob berücksichtigt werden. Zum anderen handelt es sich bei der monatlichen (stationären) Bilanzierung um ein quasistationäres Verfahren, das die Wärmespeicherung nicht berücksichtigen kann. Dies führt zu einer viel zu großen Jahresschwankung der Wärmeverluste und somit zu stark überschätztem Wärmeverlust im Winter.

Die speziell auf die Problematik bodenberührter Bauteile abgestellt internationale Norm EN ISO 13370 [2] enthält ein analytisches Verfahren zur Abschätzung des Jahresgangs der Wärmeverluste über erdbodenberührte Bauteile. Das Verfahren berücksichtigt sowohl den Wärmedämm-Standard als auch die Geometrie der erdbodenberührten Bauteile und kann als brauchbare Näherung bezeichnet werden. Es ist allerdings festzuhalten, dass die oft angewandte Praxis, nur den stationären Leitwert zu verwenden und quasistationär mit Monatsmittelwerten zu rechnen zu weit überhöhten Wärmeverlusten führt. Es ist daher dringend anzuraten, immer die in Anhang A der EN ISO 13370 angeführte instationäre Näherung anzuwenden.

Den Berechnungsansätzen der EN ISO 13370 kann nur der Charakter einer Näherung zugestanden werden kann. Wie gut die Ergebnisse die Realität abbilden, kann nicht allgemein gültig festgestellt werden. Selbst die Frage, ob das Ergebnis "auf der sicheren Seite" liegt oder nicht, ist nicht zweifelsfrei beantwortbar.